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Bayosine ist ein
Leuchtturmprojekt der
bayerischen Energiewirtschaft

Antworten zum Thema Klärschlammaufbereitung

Umwelt

Gibt es für umliegende Gemeinden eine Geruchsbelastung?

Wir sind uns der Verantwortung für den Erhalt der Lebensqualität der umgebenden Gemeinden und Anwohner bewusst. Neben sicherheitsrelevanten Gesichtspunktpunkten verfolgen wir einen Null-Geruch-Ansatz. Dabei gehen wir über die Einhaltung von Grenzwerten hinaus. Um dieses Ziel zu erreichen, werden die Gebäude gekapselt. Die Anlieferung des Klärschlamms erfolgt über automatisierte Schleusen. Ein umfangreiches Abluftsystem mit nachgeschalteter mehrstufiger Abluftreinigung mit sauren Wäschern, thermischer Nachverbrennung, optionalen Aktivkohle- und Biofiltern verhindert die Geruchsbelästigung.

Dimensionen der Anlage: wird zusätzliche Fläche versiegelt?

Die Anlagen für die Klärschlammveredelung zu Kraftstoffen und Düngemitteln werden am Standort Vohburg auf bestehenden Freiflächen aufgestellt. Eine zusätzliche Versiegelung und Erschließung neuer Flächen ist dazu nicht notwendig.

Was geschieht mit den Feststoffprodukten?

Das aus der Pyrolyse entstehende Karbonisat wird vollständig verbrannt. Klärschlamm weist einen sehr hohen Anteil an Asche (bis zu 50 Gew.-%) auf. Je nach Klärschlammherkunft kann die Asche bis zu 11 Gew.-% Phosphat beinhalten.

Was wird aus den im Klärschlamm enthaltenen Schwermetallen?

Die im Klärschlamm vorliegenden Schwermetalle werden je nach Aufbereitungsverfahren abgetrennt und zu spezialisierten Unternehmen zur Aufbereitung transportiert.

Was ist bei Düngemitteln – insbesondere bei Phosphat – zu beachten?

Bei Düngemitteln ist die Pflanzenverfügbarkeit ein entscheidendes Qualitätskriterium. Bei sogenannten Kurzzeitdüngern treten wachstumsfördernde Effekte sofort ein. Dies ist insbesondere der Fall bei Düngemitteln mit einem hohen Anteil an wasserlöslichen Komponenten. Düngemittel, die auf Klärschlamm basieren, weisen eine Langzeitwirkung auf. Die im Rahmen von Bayosine® produzierten phosphatreichen Stoffe stellen noch keine fertigen Düngemittel dar, sondern dienen als Grund- und Zwischenprodukte für die Düngemittel- und Batterieindustrie.

Ist die Verwendung von Phosphaten aus Klärschlamm zur Düngemittelherstellung gefährlich?

Nein, die aus der Klärschlammasche aufwendig zurückgewonnenen Verbindungen liegen als Phosphate, also in der oxidierten Form vor. Das bedeutet, dass das entstandene phosphatreiche Produkt nicht mehr brennbar ist.

Welche Abgasreinigung ist nach der Koksverbrennung vorgesehen?

Aufgrund der im Verhältnis geringen Mengen an Abgas wird eine Integration in die bestehenden Abgasreinigungsanlagen der Raffinerie erfolgen.

Kommunen

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und BAYERNOIL?

Die Entsorgung von kommunalen Klärschlamm unterliegt einer öffentlichen Ausschreibungspflicht für Kommunen und dem sich anschließenden Bieterwettbewerb. Die Vergabe erfolgt in Gremien auf Basis festgelegter Entscheidungskriterien und einschlägiger Vorschriften. In der Regel werden im Anschluss befristete Verträge ausgehandelt.

Besteht die Perspektive langfristig Klärschlamm bei BAYERNOIL zu verwerten?

Ja! Dafür sprechen drei gute Gründe:

1) Rechtliche Rahmenbedingungen insbesondere die Pflicht zum Phosphatrecycling ab 2029/2032 führen dazu, dass Wertstoffe aus Klärschlamm wie z. B. Phosphate, großtechnisch zurückgewonnen werden.

2) Insbesondere auf den Flugsektor kommen in den nächsten Jahren umfassende Herausforderungen im Hinblick auf ein nachhaltigeres Fliegen zu. Mit der Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen tragen wir dazu bei, dieses Ziel zu erreichen.

3) Die exponierte Lage der Raffinerie im Herzen von Bayern mit ihrer guten Erreichbarkeit ist ein weiterer Aspekt für eine langfristige Beteiligung am Klärschlammmarkt.

Warum nicht einfach eine Monoverbrennungsanlage bauen?

Während aus der Monoverbrennung von Klärschlamm lediglich thermische Energie für die Stromerzeugung (Wärme) resultiert, können mit dem von Bayosine® angewandtem TCR® Verfahren aus dem anfallenden Bioöl, Brenngas (Synthesegas) und Karbinosat (Koks) neben Wärmeenergie auch hochwertige flüssige Energieträger gewonnen werden.

Energie und Technik

Woher stammt die Wärme für die Trocknung?

Im Gegensatz zu vielen anderen Klärschlammverwertern kann BAYERNOIL auf die bestehende Infrastruktur der Raffinerie zurückgreifen. Abwärme (um 100°C) aus dem Raffinerieverbund kann in Raffinerieprozessen nicht mehr sinnvoll verwertet werden. Allerdings eignet sie sich hervorragend für die Trocknung des angelieferten Klärschlamms. Durch die Nutzung von ausreichend verfügbarer Abwärme kann der energieintensive Trocknungsprozess nachhaltig und wirtschaftlich betrieben werden.

Wieviel Flugkraftstoff erzeugen wir mit dem Projekt Bayosine®?

Mit den jährlich produzierten Mengen tragen wir dazu bei, die Flugindustrie in eine ökologische Zukunft zu führen. Mit den eingesparten CO2-Emissionen kann der Flug München-New York knapp einhundertmal klimaneutral durchgeführt werden.

Wie wird der im Klärschlamm enthaltene Phosphat zurückgewonnen?

Die Rückgewinnung des Phosphats erfolgt mittels thermo- und nasschemischer Verfahren. Das zurückgewonnene Phosphat liegt als Phosphat vor und findet beispielsweise in der Düngemittelindustrie Anwendung.

Welche Risiken birgt die neue Anlage?

Im Projekt Bayosine® werden brennbare Flüssigkeiten und Gase produziert und verarbeitet. Insbesondere in raffinerietypischen Prozessen wie z. B. Hydrieranlagen herrschen Drücke und Temperaturen von etwa 70 bar und 350°C. Diese Betriebsbedingungen und Prozesse sind typisch für eine Raffinerie. Weiterhin finden in regelmäßigen Abständen sog. Turnarounds, also Wartung der Prozessanlagen statt. Potentielle Gefahren in Form von selbstentzündenden Stäuben („Staubexplosion“) wird mit einem gekapselten Anlagen- und umfassenden Abluftkonzept entgegengetreten.

Wirtschaftlichkeit

Welche wirtschaftlichen Ziele verfolgt BAYERNOIL mit dem Bayosine® Projekt?

Die Raffinerie befindet sich in Transformation hin zu einer nachhaltigen Energiebereitstellung und Ressourcenschonung. Durch die einzigartige Schaffung von Synergien mit dem Raffinerieverbund erweitern wir unser Portfolio mit grünen Produkten und bauen eine nachhaltige und regionale Wertschöpfungskette aus Klärschlamm auf.
Zudem schaffen wir die Voraussetzungen für eine langfristige Standortsicherung der Raffinerie. Mit dem Projekt Bayosine® tragen wir zur Deckung des steigenden Bedarfs an nachhaltigen Kraftstoffen sowie weiterer grüner Nebenprodukte bei – insbesondere der Nachfrage nach nachhaltigen Flugkraftstoffen.

Ein weiterer Aspekt ist die Rückgewinnung des im Klärschlamms enthaltenen Phosphats. Durch die Novellierung der Abfallklärverordnung insbesondere im Hinblick auf die verpflichtende Phosphat-Recyclingpflicht ab dem Jahr 2029 kommen auf die Anwohner von Kommunen höhere Abwasserpreise zu. Grund dafür ist der höhere Entsorgungsaufwand des Klärschlamms.
Durch die einzigartige Schaffung von Synergien im Raffinerieverbund können wettbewerbsfähige Preise für die Annahme des Klärschlamms erreicht werden.

Woher stammt der Klärschlamm?

BAYERNOIL ist ein starker Partner in der Region. Gemäß dem Motto „von Bayern für Bayern“ steht der regionale Gedanke im Vordergrund. Die Anlieferung des Klärschlamms erfolgt demzufolge aus Kommunen und Städten in Bayern.

Wie viele zusätzliche Arbeitsplätze entstehen?

Im Projekt Bayosine® entstehen bis zu 35 neue Arbeitsplätze.

Welche weiteren Überlegungen und Ansatzpunkte zur Gestaltung der Klimawende gibt es bei BAYERNOIL?

Die Transformation der BAYERNOIL hin zu einer nachhaltigen Energiebereitstellung basiert hauptsächlich auf vier Projektsäulen. Neben Bayosine® sind hier noch Bayogen – Wasserstoffherstellung mittels Vergasung aus biogenen Rest- und Abfallstoffen – sowie BayH2 – Erzeugung von grünen Wasserstoff mittels Elektrolyse – und BayC3 – chemisches Recycling von Kunststoffabfällen zu petrochemischen Stoffen – zu nennen. Darüber hinaus existieren weitere kleinere Projekte, die ihren Teil zur Energiewende beitragen werden.

Wird es ein Genehmigungsverfahren nach BImSchG geben? Welche Behörde wird das Verfahren führen?

In der geplanten Anlagengröße wird von einer BImSchG-Genehmigung mit Öffentlichkeitsbeteiligung ausgegangen. Nach dem derzeitigen Stand wird die Regierung von Oberbayern den Genehmigungsprozess führen. Mit dem Abschluss des Verfahrens kann ca. 12 – 18 Monate nach vollständiger Einreichung der Unterlagen gerechnet werden.

Welche Ausschlusskriterien für die Klärschlammannahme gibt es im Projekt Bayosine®?

Für die thermisch-katalytische Verarbeitung des Klärschlamms sind Trockengehalte von größer 90 Gew.-% TR notwendig. BAYERNOIL stellt eigene Trockner zur Trocknung von vorentwässertem Klärschlämmen zur Verfügung. Der Mindesttrockengehalt muss 25 Gew.-% TR betragen. Weiterhin stehen Lagerkapazitäten für entwässerten und getrockneten Klärschlamm bereit. Der Fokus liegt auf kommunalen Klärschlämmen. Nach Einzelfallprüfung sind auch gewerbliche Klärschlämme möglich. Ausgeschlossen sind gefährliche und industrielle Klärschlämme.

Wie setzt sich der Annahmepreis für Klärschlamm zusammen?

Der Annahmepreis für Klärschlamm richtet sich nach Qualität (Inhaltsstoffe, Trockengehalt) und Quantität der angelieferten Klärschlammmengen, den Transport,- und Logistikkosten, den Lohn- und Energiekosten sowie den Kosten für die benötigten Betriebsmittel (wie z.B. Chemikalien, Strom etc.) zusammen. Demgegenüber stehen die Verkaufserlöse für das Brenngas, die hergestellten nachhaltigen Flugkraftstoffe und die phosphathaltigen Zwischenprodukte für die Düngemittel- und Batterieindustrie.

Was gewinnen wir aus 1 Tonne Klärschlamm?

Energiegehalt: Klärschlamm hat einen Heizwert von 12 – 19 MJ/kg (vollständig getrocknet). Aus einer Tonne getrocknetem Klärschlamm können Energie und werthaltige Grundstoffe gewonnen werden:

  • ca. 160 Liter Bio-Rohöl
  • ca. 1,8 MWh Energie
  • ca. 40 kg Phosphat

Wie viel Energie gewinnt Bayosine aus Klärschlamm?

Die Größenordnung der durch Bayosine geleisteten Energieerzeugung zeigen folgende Vergleiche:

Das Klärschlammaufkommen in Bayern beträgt pro Jahr 226.000 Tonnen Trockenmasse (25% Restfeuchte). Davon werden von Bayosine mit jährlich 100.000 Tonnen gut 40% verarbeitet werden.

Daraus können im Bayosine-Verfahren rund 12,5 MWth (Thermische Energie) gewonnen werden (Nettoenergieüberschuss).

Aus dem jährlich verarbeitetem Klärschlamm können rund 9.000 Tonnen nachhaltiges Kerosin hergestellt werden, als klimafreundlichen Ersatz für fossiles Kerosin. Damit kann ein Airbus A340 143 Mal von München nach New York fliegen und 42.344 Passagiere befördern. Für den klimaneutralen Flug eines Passagiers ist das Klärschlammaufkommen von 115 bayerischen Bürgern erforderlich.

Mit den gewonnenen 12,5 MWth können 16.667 Einfamilienhäuser mit Wärme
versorgt werden (Wärmebedarf KfW 55-Haus mit 120 qm Wohnfläche).

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